"KO-Laboration" (Big Flavour Records / Galileo) "KO-Laboration" - Unter dieser Flagge feiert ein neu gegründete Koblenzer Label seinen Einstand ins deutsche Musik-Biz. Nachdem MC Flavour 2002 sein Soloalbum "WortGewand" veröffentlicht hat, wagt er nun zusammen mit seinem Kollegen Damon den nächsten Schritt, in dessen Konsequenz aus den Flavour Productions das Label Big Flavour Records wurde. Das Konzept des vorliegenden Samplers ist recht einfach. Man produziere genügend Beats, sende sie an befreundete Rapper und produziere gemeinsam mit ihnen 16 Tracks. Im Ergebnis sieht das dann so aus, dass MC Flavour und/oder Damon gemeinsam mit den anderen MCs auf den ausschließlich von Flavour produzierten Beats rappen. Unter den Gästen befinden sich neben bereits bekannteren Namen wie E-La, Diaspora, Blaise (Brothers Keepers) oder Denksport hauptsächlich Local Heroes, die sich noch keinen Ruf in der Szene erarbeiten konnten. Auch wenn sie "die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen" haben, legen die Protagonisten von Big Flavour Records Wert drauf, neben reinen Representern auch Storytelling sowie genügend sozialkritische Inhalte zu bieten. Diesem Anspruch der thematischen Vielfalt tragen auch die Beats Rechnung, denen Flavour je nach Stimmung einen eher bouncenden oder ruhigen Charakter verliehen hat. So steht dem trockenen, aber dennoch treibenden "Sunrise pt. II" (MC Flavour & Damon feat. Little Egypt) direkt der vertonte Albtraum "Verkehrte Welten" (MC Flavour & Rockkid feat. Matze & Soulin Breast) mit seinem irritierenden Instrumental gegenüber. Einen noch größeren Kontrast bilden das ängstlich-kritische "WW III" (MC Flavour feat. Ca$hino & DJ Marious) über den zur Aufnahmezeit drohenden Dritten Weltkrieg und das so belanglose "Will doch nur" (MC Flavour & Damon feat. Mr. Montez), in dem Mr. Montez über seinen Systemabsturz und die anschließende problematische Formatierung lamentiert, die ihm die Aufnahme für seinen Beitrag auf dem Album erschwerten. Fünf Songs sind zum Teil in englischer beziehungsweise französischer Sprache, was dem Ganzen noch mehr Dynamik verleiht, als man bei einer so großen Anzahl an verschiedenen Features sowieso schon erwarten darf. Der einzige konstante Faktor sind die Raps von MC Flavour und Damon, die auf Dauer aber eher stören, als dass sie als angenehmer Wiedererkennungsfaktor funktionieren. Die Mischung aus Crew-Album und Compilation funktioniert also im Endeffekt nicht wirklich gut. Etwas besser ging das Konzept beim im letzten Jahr veröffentlichten Album "Pforten des Tempels" von der Berliner Kaosloge auf. Durch die größere Anzahl an Mitgliedern und bessere Verteilung auf die einzelnen Lieder erreichte man einen Grad an Abwechslung, den man sich beim Anhören von "KO-Laboration" wünschen würde. Zwar sind die Beats durchweg sehr eigenständig und unterschiedlich gestaltet, auch die Auswahl der Features spannt einen großen stilistischen Bogen, aber das ständige Mitwirken der beiden Protagonisten macht dieses große Plus an Abwechslung wieder zunichte. Die größte Schwäche von "KO-Laboration" ist wie schon erwähnt die nicht funktionierende Mischung aus Album und Compilation. Fans der Flavour Productions können einen Blindkauf wagen, allen anderen sei ein ausführliches Reinhören ans Herz gelegt. Anspieltipps sind "Sunrise pt.II" (MC Flavour & Damon feat. Little Egypt), "Direkt aus dem Herzen" (MC Flavour feat. Denksport) und "L'Underground est là" (MC Flavour, Damon feat. Diaspora). Ein Snippet des Albums gibt es auf ko.flavour-productions.de zum Download. Verena